Besprechung Petra Hauke Bibliothekswissenschaft quo vadis ?

Bibliothekswissenschaft – quo vadis? Eine Disziplin zwischen Traditionen und Visionen: Programme – Modelle – Forschungsaufgaben. Hg. v. Petra Hauke. München: K. G. Saur 2005.

Am Deutschen Bibliothekartag 2005 bedauerte die Herausgeberin des vorliegenden Bandes, Petra Hauke, sehr wortreich die mangelnde Anerkennung der „Bibliothekswissenschaft“ namentlich in Deutschland. Kann es aber so schlimm um diese „Wissenschaft“ stehen, wenn P. Hauke gleich einen Band mit über 30 Beiträgen auf fast 500 Seiten zustande bringt? Wohl kaum – dafür dauert der Notstand weiter an, wie man denn das Kind zu nennen habe: Guy St. Clair bereichert die lange Liste durch einen weiteren Versuch: „Today we speak of librarianship, information management, knowledge management, and their overarching connection with learning, and we gather this entire realm of knowledge seeking into the discipline of knowledge services . This new discipline – the convergence of librarianship, information managment, knowledge managment and learning - builds on the basic foundation of library science – as a science for the organization of knowledge – to lead the user to success in his or her quest.” (S. 5)

Das Werk entstammt einem Seminar Projekt unter dem Titel „Von der Idee zum Buch – Durchführung eines Publikationsprojektes“, an dem 18 Studierende beteiligt waren. Da es sich nicht um einen Kongressband handelt, sind die Beiträge inhaltlich sehr breit gestreut, auch wenn versucht wird, die Aufsätze durch übergeordnete Kategorie n thematisch zu gruppieren z.B.: Bibliothekswissenschaft im Zeitalter digitaler Medien, Bibliothekswissenschaft im Dienst der Gesellschaft, im Dienst wissenschaftlicher Information und Kommunikation, im Dienst der Bibliothekspraxis oder Bibliothekswissenschaft in Lehre, Studium und Beruf.

Aus der Fülle vermag man im Rahmen einer knappen Rezension nur weniges herauszugreifen: Lesenswert ist z.B. der konzise Überblick zur Geschichte der Bibliothekswissenschaft von Michael Buckland (19-32). Walther Umstätter ergänzt mit einem Rückblick auf 75 Jahre Ausbildung an der Humboldt-Universität in Berlin (81-94).

Bemerkenswert nüchtern und pragmatisch sind die Beiträge von Claudia Lux und Ulrich Naumann über den Praxisbezug der Bibliothekswissenschaft (287-294 bzw. 365-380).

Aus schweizerischer Sicht besonders anzuzeigen ist der Beitrag von Marc Rittberger über den gegenwärtigen Stand des Projekts CERTIDOC zur Zertifizierung der im Berufsleben erworbenen Kompetenzen und der Beitrag von Josef Herget und Norbert Lang über die Arbeitsmarktchancen in der Schweiz.

Nicht alles ist neu: Die Beiträge im Kapitel „Bibliothekswissenschaft im Zeitalter digitaler Medien“, etwa über Informationskompetenz und elektronisches Publizieren, sind an Fachtagungen zu eben diesen Themen schon differenzierter behandelt worden. Damit ist auch die Problematik einer solch weit gefassten Thematik angeschnitten: Sie birgt die Gefahr eines gewissen Beliebigkeit der Aufsätze. Die Grundidee jedoch, Studierende durch die Betreuung einer solchen Publikation in den Wissenschaftsbetrieb einzuführen, ist nur zu begrüssen!